„Infrastrukturprojekte sind nur mit gesellschaftlicher Unterstützung und dem Vertrauen der Bürger vor Ort umzusetzen.“

Mit diesem klaren Appell eröffnete Olaf Hoffmann, Chairman von Dorsch Global, eine Abendveranstaltung des Hessischen Kreises im Dezember 2024. Unter dem Titel „Langfristszenarien für die Transformation des Energiesystems in Deutschland“ diskutierten die Gäste aktuelle Herausforderungen und Lösungsansätze für die deutsche Energiewende im internationalen Vergleich.

Hoffmann, Gastgeber des Abends, teilte in seinem Impulsvortrag Erfahrungen von Dorsch aus internationalen Infrastrukturprojekten und zog Parallelen zur deutschen Energiewende: „Nach Lehrbuch dauert eine infrastrukturelle Transformation 80 Jahre. In Deutschland bewegen wir uns schneller und bewältigen diesen Mehrgenerationen-Staffellauf in etwa einem halben Jahrhundert – insgesamt doch recht erfolgreich.“ Die internationale Umsetzung globaler Klimaziele unterscheide sich jedoch erheblich, da Volkswirtschaften unterschiedliche infrastrukturelle Biografien und Globalisierungsgrade besitzen, betonte Hoffmann.

Ein zentraler Vergleichspunkt war die Energiewende in China. Hoffmann hob hervor: „China verfolgt einen engen, politikfeldübergreifenden Ansatz, der nicht nur Energiesicherheit gewährleistet, sondern auch die Transformationskosten senkt.“ Besonders beeindruckend seien die Fortschritte im Bereich Elektromobilität: „In Shenzhen gibt es heute 790.000 reguläre Ladesäulen – siebenmal mehr als in ganz Deutschland.“ Deutschland könne von Chinas Strategien, wie der Verzahnung von Treibhausgas- und Rohstoffstrategien, lernen, um die eigenen Ziele zu erreichen. „Deutschland ist fertig gebaut, infrastrukturell entwickelt und somit in einer anderen Ausgangslage. Der internationale Vergleich hilft uns, um unseren eigenen Weg nachzusteuern“, so Hoffmann. „Am Beispiel China heißt das: Deutschland muss in der 2. Halbzeit der Energiewende noch politikfeld-übergreifender arbeiten“, betonte er. 

Als größte Herausforderung nannte Hoffmann die gesellschaftliche Akzeptanz großer Infrastrukturprojekte: „Verlieren wir das Vertrauen der Bürger, verlieren wir den wichtigsten Rohstoff für erfolgreiche Veränderungen.“ Er forderte, ideologisierte technische Vorgaben zu vermeiden und eine kohärente Strategie für Netto-Null-Emissionen und Rohstoffversorgung zu entwickeln.

Die Veranstaltung wurde ergänzt durch einen Expertenvortrag von Dr. Frank Sensfuß vom Fraunhofer ISI, der Einblicke in die aktuellen Entwicklungen der deutschen Energiewende gab. Mit dieser gelungenen Mischung aus Praxis- und Wissenschaftsperspektiven bot der Hessische Kreis eine wertvolle Plattform für den Dialog über die Zukunft des Energiesystems.

Von links nach rechts: Andreas de Maizière, Dr. Frank Sensfuß, Susanne Biedenkopf, Olaf Hoffmann und Stefan Keitel.
Foto:© Hessischer Kreis